Frankreich: Alpes Maritimes, eine Leseprobe

Reise


 Michael Müller Verlag
Cote d’Azur (7. Auflage 2012)
 Leseprobe 
Alpes Maritimes
Die französischen Seealpen stellen einen reizvollen Gegensatz zu den Pal- men und Strandpromenaden der Côte d’Azur dar. Einsame, enge Täler mit alpiner Vegetation bestimmen das Bild, bis weit in den Frühsommer hinein sind die Gipfel mit einer Schneedecke überzogen.
Es bestehen zahlreiche Möglichkeiten, diese abseits der Haupttourismusströme liegende Landschaft zu erkunden, eine Wanderung durch den Mercantour-Natio- nalpark gehört sicherlich zu den beeindruckendsten Touren. Neben dem Natur- szenario der Bergwelt gibt es außerdem Dutzende von idyllischen, weltentrückten Bergdörfern zu entdecken.
Roya-Tal (Vallée de la Roya)
Durch das Tal der Roya verlief einst eine bedeutende Salzstraße. Dieses „weiße Gold“ des Mittelalters wurde an der Küste zwischen Hyères und Toulon gewonnen und auf Saumpfaden über den Col de Tende bis ins italienische
Piemont transpor- tiert. Die Piemonteser benötigten große Mengen Salz, da dieses im Mittelalter nicht nur ein begehrtes Gewürz war, sondern vor allem das wichtigste Konservie- rungsmittel, um Fleisch und Fisch haltbar zu machen. So verwundert es nicht, dass die Städte Breil-sur-Roya, Saorge und Tende durch diesen lukrativen Salzhandel zu Reichtum und Wohlstand kamen. Da sich die Region sehr bemüht, ihre traditionel- len Wurzeln zu erhalten, wurde dem Roya-Tal die Auszeichnung „Pays d’art et d’Histoire“ verliehen.
Alpes Ma- ritimes

Von Breil-sur-Roya bis Tende lässt sich das gesamte Roya-Tal mit einer höchst ori- ginellen Eisenbahn erschließen. Die von Nizza über Sospel in das italienische Cu- neo führende Tendabahn hält in Breil-sur-Roya, Fontan, Saint-Dalmas-de-Tende sowie in Tende, eine Nebenlinie führt von Breil-sur-Roya nach Ventimiglia. Mit dem Bau der über zahllose Viadukte und durch aufwendige Tunnel führenden Bahnverbindung wurde 1883 in Cuneo begonnen; die ersten Züge fuhren allerdings erst 1928. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bahnlinie so stark zerstört, dass sich die Wiederinbetriebnahme (1979) über Jahrzehnte hinzog. Ihren höchsten Punkt (1040 Meter) erreicht die Tendabahn unterhalb des Col de Tende, den sie in einem 8099 Meter langen Tunnel durchfährt.
Wanderkarte: Vallée de la Roya, Vallée des Merveilles – Parc National du Mercantour, 3841OT, IGN, Maßstab 1:25.000. http://www.royabevera.com.
Breil-sur-Roya 2100 Einw.
Das „Tor zum Roya-Tal“ schmiegt sich in einer Biegung des Flusses an den Hang. Die pastellfarbenen Häuser und die durch einen Staudamm zu einem kleinen künstlichen See verbreiterte Roya sorgen für ein idyllisches Flair.
Obwohl Breil rund 25 Kilometer von der Küste entfernt ist, sind die mediterranen Elemente vorherrschend. So ist beispielsweise der Olivenanbau neben der Leder- verarbeitung und dem Tourismus bis heute ein wichtiger Wirtschaftszweig geblie- ben. Breil besitzt eine sympathische Altstadt; die Straßenzüge folgen in ihrem Ver- lauf weitgehend den landschaftlichen Gegebenheiten, Reste der Stadtmauer sowie das Tor Saint-Antoine sind noch erhalten. Das Bild der Stadt erinnert an die italie- nische Vergangenheit – vor allem die von Arkaden gesäumte Place de Brancion. Lebhafter als dort geht es auf der zum Fluss hin geöffneten Place Biancheri zu.

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Wie das Roya-Tal französisch wurde
Das obere Roya-Tal gehört erst seit wenigen Jahrzehnten zu Frankreich.
Zwar hatten sich die zur Grafschaft Nizza gehörenden Orte Tende und
La Brigue in einer Volksabstimmung 1860 ebenfalls für einen Anschluss an
Frankreich und somit gegen einen Verbleib beim Haus Savoyen ausgespro-
chen, doch konnte Cavour, der umtriebige Premierminister des späteren ita-
lienischen Königs Viktor Emanuel II., das Gebiet unter dem Vorwand halten,
es handle sich bei der wildreichen Gegend um ein exklusives Jagdgebiet sei-
nes Königs, das nicht zur Disposition stehen könne. Der französische Kaiser
Napoléon III. akzeptierte dieses Anliegen, obwohl es Cavour natürlich in ers-
ter Linie um die Kontrolle der Bergpässe ging. Die Grenze zwischen Frank-
reich und Italien verlief fast ein knappes Jahrhundert mitten durch das fort-
an zur Abgeschiedenheit verurteilte Roya-Tal. Erst eine erneute Volksab-
stimmung brachte 1947 den Anschluss an Frankreich. Für die Entscheidung
zugunsten Frankreichs waren neben dem Wunsch nach einer Abgrenzung
vom faschistisch geprägten Italien, dessen kommunale Würdenträger auch
nach Kriegsende im Amt geblieben waren, letztlich die engen Handelsbezie-
hungen zur französischen Küste sowie der höhere Lebensstandard in Frank-
reich ausschlaggebend. In den Einfärbungen des örtlichen Dialekts kann
man die italienischen Wurzeln noch heute ausmachen.
Information Office de Tourisme, Place Biancheri, 06540 Breil-sur-Roya, ¢ 04930 49976. http://www.breil-sur-roya.fr oder www. royabrevera.com.
Verbindungen Der SNCF-Bahnhof befin- det sich 15 Fußminuten nördlich des Zen- trums. Tgl. 6–8 Zugverbindungen nach Ten- de sowie über Sospel nach Nizza. Zwi- schen Tende und Menton verkehrt dreimal tgl. eine neue Buslinie, die Busse halten auch in Breil-sur-Roya.
Markt Dienstagvormittag.
Wandern Wandertouren (randonnées) zwi- schen einem und drei Tagen sowie Canyo- ning veranstalten Roya-évasion, 1, rue Pas- teur, ¢ 0493049146 (www.royaevasion.com), sowie A.E.T.Nature, Quartier Le Foussa, ¢ 0493044764 (www.aetcanyoning,com). Preise: Wandertour: 25 € pro Tag; Canyo- ning: ab 40 € pro Tag inkl. Neoprenanzug.
Angeln Société de pêche de Breil-sur- Roya. Monsieur Garnéro, ¢ 0493044295.
Schwimmbad Direkt neben dem Cam- pingplatz befindet sich das 2011 eröffnete Hallenbad.
Kinderspielplatz Großzügige Anlage am Roya-Ufer zwischen Campingplatz und Zentrum.
Übernachten/Essen *** Castel du Roy, mit seinem parkähnlichen Garten eine ruhi- ge Adresse für einen Aufenthalt im Roya- Tal. Wem die direkt neben dem Hotel vor- beirauschende Roya zu kalt ist, der kann sich in den hoteleigenen Swimmingpool stürzen. Schöne Terrasse! Saubere Zim- mer, ohne großes Flair. Das Restaurant ist nur für Hotelgäste geöffnet. Keine Hunde erlaubt. Der etwas eigene Patron spricht übrigens auch ein bisschen Deutsch. Von April bis Okt. geöffnet. 80–105 € inkl. Früh- stück. Route de Tende, ¢ 0493044366. www. castelduroy.com.
** Le Roya, das alteingesessene Hotel im Zentrum wird von einer freundlichen ehe- maligen Bodybuildingmeisterin geleitet. Die Zimmer besitzen allerdings keinen Charme, die nach hinten hinausgehenden sind zu- dem ziemlich dunkel und aus der Gasse dröhnt gelegentlich das Kühlaggregat des benachbarten Supermarkts. Wenn möglich sollte man eines der wenigen Zimmer mit Balkon reservieren. WLAN. Von März bis Dez. geöffnet. Zimmer 48–65 €. Place Bian- cheri, ¢ 0493044810, § 0493049270.
Col de Brouis, direkt auf dem Col de Brouis (10 km von Breil entfernt) befindet sich ein sympathisches Restaurant mit Barbetrieb
Saorge 69
(teilweise internationale Küche). Straßenter- rasse. Es werden auch drei ordentliche Zimmer für 70–90€ vermietet (inkl. Früh- stück). Route du Col du Brouis, ¢ 0493553088. http://www.coldebrouis.com.
Le Flavie, ein kleines Stück nördlich des Zentrums ist dieses von einem netten Wirt geführte Restaurant die beste Adresse in Breil. Gute Küche, angenehme Atmosphä-
Sehenswertes
re, Straßenterrasse. Kostenloses WLAN. 17, boulevard Jean-Jaurès, ¢ 0493546574.
Camping **MunicipalAzuretMerveilles, der städtische Campingplatz liegt direkt an der Roya. Lang gestrecktes, schattiges Areal mit gepflegten sanitären Anlagen. Viele Dauercamper und Bungalowvermie- tung. Von Juni bis Sept. geöffnet. Bunga- low ab 250 € pro Woche. ¢ 0493044666.
Saorge
Santa-Maria-in-Albis: Die von außen eher unscheinbar wirkende Kirche verblüfft durch ihre farbenfrohe Ausstattung. Der große saalartige Sakralbau wurde im 17. Jahrhundert in Form eines griechischen Kreuzes errichtet.
L’Ecomusée des Transports: Gleich beim Bahnhof gelegen, hat sich das Museum passenderweise dem Transportwesen verschrieben. In einer Halle werden mehrere historische Busse und Eisenbahnwagons präsentiert.
Mitte Juni bis Mitte Sept. tgl. außer Di 10–12 und 14–17 Uhr. Eintritt 3 €, erm. 2,50 €.
Saorge 430 Einw.
Wenn man von Breil kommend entlang der Roya flussaufwärts fährt, bietet sich in den Gorges de Saorge zwischen zwei Tunneln kurzzeitig ein im- posanter Anblick: Hoch über dem Tal kleben die Häuser von Saorge an ei- nem steil abfallenden Felshang.
Die Franzosen sprechen bei einem solchen Ort von einem village empilé – die mehrstöckigen Häuser sind förmlich übereinander gestapelt. Dank seiner spektaku- lären Lage ist Saorge zweifelsohne der schönste Ort im Roya-Tal. Um nach Saorge
Den Berg hinaufgestapelt: Saorge
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zu gelangen, muss man eine kleine, bei Fontan abzweigende Stichstraße einschla- gen. Die Autos müssen an dem lang gestreckten Parkplatz vor dem Ortsausgang ab- gestellt werden, da die Gassen von Saorge für moderne Verkehrsmittel denkbar un- geeignet sind. Die eng aneinander lehnenden Häuser lassen nur schmale Durch- gänge frei, die mit Treppen verbunden sind. Aus Platzgründen wurden die Häuser mehrfach aufgestockt, sodass die Eingänge oft auf verschiedenen Ebenen liegen. Inmitten des Dorfes, auf dem Weg zum Kloster, steht ein altes Waschhaus.
Jahrhundertelang beherrschte der gut befestigte Ort das Roya-Tal, erst 1793 wurde Saorge von französischen Truppen erobert. Als die von Nizza nach Turin führende Straße im 19. Jahrhundert auf dem Grund des Tales eine neue Trasse erhielt, verlor das Dorf seine einstige Bedeutung. In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts er- reichte die Landflucht ihren Höhepunkt, seither wurden zahlreiche Häuser in Sa- orge als Zweitwohnsitze wiederhergerichtet. Im Zuge dieser Veränderungen haben sich auch mehrere alternative Aussteiger rund um den Ort angesiedelt. Der franzö- sische Skandal-Autor Michel Houellebecq lässt ein Kapitel seines Romans „Elemen- tarteilchen“ in Saorge spielen, wohin sich die Hippie-Mutter des Protagonisten Bruno zum Sterben zurückgezogen hat.
Information Mairie, 06540 Saorge, ¢ 04930 45123. http://www.saorge.fr.
Verbindungen Unter der Woche tgl. drei Busverbindungen von Saorge nach Fontan; von dort gelangt man mit dem Zug nach Tende oder Nizza.
Markt Samstagvormittag.
Übernachten/Essen Gîte Bergiron, zehn Minuten Fußmarsch vom Kloster entfernt, trifft man auf diese schlichte, aber ange- nehme Unterkunft. Die Übernachtung mit Halbpension kostet 40 € im Schlafsaal oder 45 € im DZ. ¢ 0493045549. bergiron@free.fr, http://bergiron.free.fr.
Le Bellevue, der Name ist Programm: Die Panoramafenster eröffnen einen wun- derschönen Blick auf das Tal der Roya. Rechter Hand auf dem Weg zum Kloster. Leser Thomas Faltin lobt das Restaurant mit den gelb gestrichenen Wänden in den höchsten Tönen: „Für den Vegetarier unter
Sehenswertes
uns ist die Köchin ungemein kreativ gewor- den und hat uns eine Spezialität von Saorge gekocht – mit Spinat gefüllte und frittierte Teigtaschen. Menüs zu 20 und 30 €. Die Be- sitzer sind sehr nett und hilfsbereit. Sie ha- ben sich für uns um ein Gîte d’étape ge- kümmert, wo wir übernachten konnten.“ Bis auf Fr und Sa nur mittags geöffnet. Di Ruhe- tag. 5, rue Louis-Périssol, ¢ 0493045137.
Osteria Lou Pountin, mitten im Ort wird ei- ne passable italienische Küche serviert (Piz- za ab 7 €), als Spezialität des Hauses gilt die Lasagne au pistou (9 €). Menü zu 17 €, ein Glas Wein kostet 2 €. Im Sommer sitzt man auf der Straßenterrasse. Mitten im Dorf, gleich beim Restaurant Le Bellevue. Es wird auch ein Zimmer vermietet. Di und Mi Ruhetag. Rue Revelli, ¢ 0493045490.
Camping ** Municipal, kleiner, sympathi- scher Platz in Fontan am Roya-Ufer. Preis- günstig! Von Mitte Juni bis Mitte Sept. ge- öffnet. ¢ 0493045002.
Monastère de Saorge: Das Franziskanerkloster am Ortsende stammt – wie man an der barocken Fassade unschwer erkennen kann – weitgehend aus dem 17. Jahrhun- dert. Derzeit gibt es Pläne, das 1988 von den Franziskanern verlassene Kloster in ein Luxushotel zu verwandeln, was allerdings von der Mehrheit der Einheimischen abgelehnt wird.
April bis Okt. 10–12 und 14–18 Uhr, Nov. bis März 10–12 und 14–17 Uhr. Eintritt 5 €, erm. 3,50 €. http://www.saorge.monuments-nationaux.fr.
Madonna del Poggio: Bei der ein Stück außerhalb gelegenen, ehemaligen Pfarrkir- che handelt es sich um die Keimzelle von Saorge. Erst im 15. Jahrhundert wurde das Dorf an seiner heutigen Stelle errichtet. Die frühromanische Kirche – einer der
Tende 71
Tende
ältesten Sakralbauten der Region – ist mehr als 900 Jahre alt. Als optischer Blick- fang dient der im lombardischen Stil errichtete schlanke, sechsstöckige Glocken- turm. Das Nordportal wird zusätzlich von einem verwitterten Wandgemälde ver- ziert. Leider befindet sich die Kirche in Privatbesitz und ist daher nur mit viel Glück zu besichtigen.
Tende 2000 Einw.
Für diejenigen, die über die Poebene und Cuneo anreisen, ist der Col de Tende das Eingangstor zu Frankreich. Das malerisch gelegene Bergdorf weist in seiner Architektur noch deutlich italienische Einflüsse auf; erst seit 1947 gehört Tende zu Frankreich, zuvor hieß der Ort Tenda.
Da heute ein Tunnel den Weg über den Col de Tende überflüssig macht, lässt es sich nur noch schwer nachvollziehen, wie beschwerlich einst die Überquerung des Alpenpasses gewesen sein muss. Der schottische Arzt und Schriftsteller Tobi- as Smollett war 1765 „sprachlos angesichts dieses berühmten und gefährlichen Berges“. Die eng aneinander gebauten Häuser von Tende ziehen sich einen steilen Hang bis zum alten, terrassierten Friedhof empor. Neben dem Gottesacker erhebt sich noch ein letzter Mauerrest einer 1692 zerstörten Burganlage (Château de Lascaris). Die Kirche Notre-Dame de l’Assomption, in der sich auch das Grab ei- nes Herzogs von Savoyen befindet, besitzt ein reich verziertes Renaissanceportal aus graugrünem Schiefer. Dieser Schiefer, der auch sonst als Baumaterial bevor- zugt wurde, erzeugt in dem vom Durchgangsverkehr unberührten historischen Ortskern eine etwas düstere Atmosphäre. Tende bietet sich als Ausgangspunkt für Exkursionen in die nahe gelegene
Vallée des Merveilles an. Zahlreiche der dort gefundenen Felszeichnungen kön- nen seit kurzem in einem neu einge- richteten Museum bewundert werden.
Information Office du Tourisme et Mai- son du Mercantour, 103, avenue du 16 sep- tembre 1947, 06430 Tende, ¢ 0493047371. http://www.tendemerveilles.com bzw. www. mercantour.eu.
Verbindungen Tgl.fünfZugverbindungen nach Nizza. Zusätzlich fahren von Mitte Juli bis Anfang Sept. tgl. vier Busse über Saint- Dalmas-de-Tende nach Castérino, einem geeigneten Ausgangspunkt für Wande- rungen in den Mercantour-Nationalpark. Fahrtzeit: 1 Std. Abfahrt: 9.15, 10.55, 12.30 und 15.30 Uhr. Außerdem verkehrt dreimal täglich eine neue Buslinie zwischen Tende und Menton.
Markt Mittwoch-undSamstagvormittag.
Fahrradverleih Mountainbikes und Tipps zu Touren gibt es bei der Maison de la Montagne et des Sports, ¢ 0493047773.
Post Direkt an der Avenue du 16 septem- bre 1947.
Gassen wie in Italien
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Bioladen Fiori delle Alpi, netter Biola- dert bei Gegenverkehr fahrerisches Ge- den im Tante-Emma-Stil. 7, avenue du 16 schick. Geöffnet von Mitte April bis Mitte septembre. Sept. Übernachtung mit Halbpension je
Schwimmen Städtisches Freibad nur im Juli und Aug. von 11–17 Uhr.
Wandertouren/Canyoning Escapade, Compagnie des Guides du Mercantour, Cagnourina, ¢ 0493047785 und 0493047773. Wanderungen in die Vallée des Merveilles (2–5 Tage) sowie eine 10-tägige Tour quer durch den Mercantour-Nationalpark veran- staltet: Destination Merveilles, 06270 Ville- neuve-Loubet, ¢ 0493730907.
Übernachten/Essen * Le Centre, das einfache, direkt an der viel befahrenen Durchgangsstraße gelegene Traditionsho- tel ist wohl die beste Adresse in Tende. Es gibt 17 einfache Zimmer zur Straße und an- dere zum Hof (ruhiger). Viele Stammgäste. WLAN. DZ 38–45 €; Frühstück 6 €. 12, place de la République, ¢ 0493046219. http://www.hotel- du-centre-tende.com.
Les Carlines, schlichte Unterkunft (Gîte d’étape) mit schönem Panoramablick un- weit der Kirche. Sehr nette, hilfsbereite Lei- tung. Achtung: Die Zufahrt mit dem Auto erfolgt über sehr enge Gassen und erfor-
Sehenswertes
nach Zimmergröße 35–40 €. Am günstigs- ten im Schlafraum. Chemin Sainte-Catheri- ne, ¢ 0493046274.
L’Auberge Tendasque, beliebtes Restau- rant mit bodenständiger Küche, von Lesern gelobt. Ausgezeichnet sind die Forellen, die vor dem Restaurant in Wasserbecken ge- halten werden. Übrigens: Am Herd steht ein Spanier! Menüs 13,50 €, 16,80 € und 26 €. Di und im Nov. geschlossen. 65, avenue du 16 septembre 1947, ¢ 0493046226.
La Margueria, ein bei Einheimischen und lokalen Honoratioren beliebtes Lokal mit wechselnder Karte und ausgezeichneter Holzofenpizza (7–10€, auch zum Mitneh- men). Straßenterrasse. Di Ruhetag, im Juli, Aug. und Sept. kein Ruhetag. 19, avenue du 16 septembre 1947, ¢ 0493046053.
Camping * Municipal St. Jacques, un- spektakulärer Platz, wenige Hundert Meter vom Zentrum entfernt. Auch Zimmerver- mietung. Von Mai bis Ende Sept. geöffnet. Route de la Pia, ¢ 0493047608. www. tendemerveilles.com.
Musée des Merveilles: Das im Juni 1996 eröffnete Museum – ein moderner Bau mit 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche – beschäftigt sich in ansprechender Weise mit den rätselhaften Felszeichnungen der ligurischen „Urbevölkerung“, die die Vallée des Merveilles und die Vallée de Fontanalbe berühmt gemacht haben. Mithilfe archäologischer Funde (Werk- zeuge, Gefäße etc.), Dioramen und gra- phischer Darstellungen werden die Le- bensbedingungen im Zeitraum von 8000 bis 850 v. u. Z. anschaulich darge- stellt. Von den Felsen mit den bedeu- tendsten Felszeichnungen wurden origi- nalgetreue Abgüsse gemacht und hier ausgestellt. Zudem wurde die mehrfach beschädigte Stele des „Stammeshäupt- lings“ abgetragen und ins Museum gebracht, um sie vor weiteren Zerstö- rungen zu schützen. Zudem bietet die Dauerausstellung Einblicke in die Na- turgeschichte sowie in die regionale
Modernes Tor zur Frühgeschichte
Volkskunst und Tradition.
Umgebung von Tende 73
Avenue du 16 septembre 1947. Im Sommer tgl. außer Di 10–18.30 Uhr (Juli/Aug. auch Di), im Winter tgl. außer Di 10–17 Uhr geöff-
Umgebung von Tende Saint-Dalmas-de-Tende
net. Mitte März und Mitte Nov. ist das Mu- seum für jeweils 2 Wochen geschlossen. Eintritt frei! http://www.museedesmerveilles.com.
Wandern nach La Brigue
Ein Lesertipp von Ellen Kray: „Der Weg beginnt am Campingplatz von Tende
und führt anfangs steiler, später aber langsam ansteigend zum Col de Boselia
mit schönen Ausblicken auf das Tal und auf Tende. Nach ca. 90 Minuten er-
reicht man nach einem steilen Abstieg mit viel Geröll La Brigue. Vom Brun-
nen gegenüber der Eglise Saint-Martin zweigt der Weg nach Saint-Dalmas-
de-Tende ab; der Abstieg ist nahe der Eisenbahnbrücke am Bahnhof, der
Aufstieg zurück nach Tende beginnt am Ortsausgang von Saint-Dalmas-de-
Tende links, kurz nach der Straßenabzweigung nach La Brigue. Die Wege
sind markiert und teilweise beschildert. Man kann die Tour auch abkürzen
und von Saint-Dalmas-de-Tende mit dem Zug zurückfahren. Wanderkarte:
Top 25, Nr. 3841 OT Vallée de la Roya, im Buchladen von Tende zu kaufen.
Gesamtwanderzeit: 4,5 Stunden.“
Buchtipp: Ein interessanter Wanderführer zur Region stammt von Sabine
Bade und Wolfram Mikuteit: Grande Randonnée 52A. Le Sentier.
Umgebung von Tende
Das auffallendste Bauwerk ist der in dem kleinen Ort deplaziert wirkende, überdi- mensional große, verfallene Mussolini-Bahnhof. Die Größe erklärt sich aus der Tatsache, dass es sich um einen ehemaligen Grenzbahnhof zwischen Italien und Frankreich handelt. Vom Bahnhof aus schlängelt sich eine kleine Straße (D 91) bis zum 1390 Meter hoch gelegenen Lac des Mèsches hinauf (wer will, kann auch hin- aufwandern). Der Stausee eignet sich gut als Ausgangspunkt für Erkundungen des Mercantour-Nationalparks und der Felszeichnungen in der Vallée des Merveilles.
Übernachten/Essen ** Le Prieuré, stil- volle Unterkunft mit klösterlichem Ambien- te. Das Hotel wird von einer gemeinnützigen Organisation betrieben, die hier mehrere Ar- beitsplätze für Behinderte geschaffen hat. Nov. bis April geschlossen. Im geschmack- voll eingerichteten Restaurant werden Me- nüs ab 17 € serviert. Die angebotenen Nu- delgerichte lassen die Nähe zu Italien erken- nen. Leser äußerten sich zufrieden über das Restaurant. DZ 58–66 €, die teureren Zimmer besitzen ein Bad; Frühstück 8 €. Rue Jean Médicien, ¢ 0493047570, http://www.leprieure.org.
Granile
Le Mouton Dort, eine herrliche Unterkunft (Logis) mit grandioser Aussicht unweit des Bahnhofs, die von Sandra Kordowich emp- fohlen wurde. In abgeschiedener, terras- sierter Hanglage werden sieben stim- mungsvolle Zimmer (mit Terrasse, teils mit Gewölbedecke) vermietet. Überdachter Pool und WLAN vorhanden. DZ je nach Sai- son 57–72 €; Frühstück 10 €, Halbpension 59–68 € pro Person. 28, avenue des Martyrs de la Résistance, ¢ 0493791808, http://www.le moutondort.com.
Auf dem Weg zum Mercantour-Nationalpark zweigt ein Stück hinter Saint-Dalmas eine kleine Straße ab, die sich in Serpentinen zum fünf Kilometer entfernten Granile emporwindet. Die Straße endet bei den ersten Häusern des Dorfes relativ unverhofft,
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man könnte glauben, hier am Ende der Welt zu sein. Da sich Fremde nur sehr selten hier hoch verirren, müssen Besucher damit rechnen, etwas verwundert zur Kenntnis genommen zu werden. In Granile gibt es weder Sehenswürdigkeiten noch einen Laden oder ein Restaurant – dafür begeistert die fantastische Aussicht auf das Tal der Roya.
La Brigue
Das an der Levense gelegene Städtchen weist noch deutlich mittelalterliche Züge auf. Pittoreske, vor sich hin bröckelnde Häuser, eine romanische Brü- cke sowie eine Burgruine wissen romantische Gemüter zu erfreuen. Seit jeher spielten die Viehzucht und der Wollhandel in dem kleinen Seitental der Roya eine große Rolle. Die üppig ausgestattete romanische Eglise Saint-Martin mit insgesamt zwölf Altären zeugt vom einstigen Wohlstand des Ortes. Auffälligste Merkmale des Sakralbaus sind neben den fast überladen wirkenden Altären ein ro- manischer Glockenturm sowie eine himmelblau erstrahlende Decke im Mittel- schiff. Die lange Zugehörigkeit zu Italien spiegelt sich unter anderem in den von Arkaden geschmückten Häusern entlang des ausgetrockneten Flussbetts (Rio Sec- co) und im hiesigen Dialekt wider. Wie Tende gehört auch La Brigue erst seit 1947 zum französischen Staatsgebiet. Beachtung verdienen die zahlreichen dekorativen Türstürze aus schwarzgrünem Schiefer.
La Brigue
Information Office de Tourisme, Place Saint-Martin, 06430 La Brigue, ¢ 0493790934. http://www.labrigue.fr.
Musée des Traditions Apicoles Ave- nue du Général de Gaulle. Öffnungszeiten: April bis Okt. tgl. 10–12 Uhr und 14–17 Uhr. Eintritt: 1,50 €, erm. 0,75 €.
Markt Freitagmorgen. Post Am Ortseingang in der rue Saint-Vin-
cent Ferrier, in unmittelbarer Nähe der Kirche.
Übernachten/Essen ** Le Mirval, ange- nehmes Logis-Hotel an der Levense mit schönem Garten zum Entspannen, direkt am Ortseingang über eine schmucke Brü- cke zu erreichen. An den Zimmern gibt es nach den Renovierungen der letzten Jahre nichts auszusetzen. Allerdings ist alles et- was langweilig bis lieblos eingerichtet, wie uns eine Leserin schrieb, die auch den Ser- vice und die Sauberkeit bemängelte. Die Leistungen des zugehörigen Restaurants
Kirche mit zwölf Altären: Eglise Saint-Martin in La Brigue
Umgebung von La Brigue 75
haben sich stark verbessert, Es wird seit ein paar Jahren sogar von Gault Millau empfohlen; Menüs zu 19 und 26 €. Das Res- taurant hat bis auf Fr und Sa nur abends geöffnet. WLAN. Nov. bis März geschlos- sen. Zimmer je nach Saison 55–76 €. 3, rue Saint-Vincent Ferrier, ¢0493046371, www. lemirval.com.
* Fleur des Alpes, kleines, beschauliches Hotel mit empfehlenswertem Restaurant (Menüszu18,23und33€,inderNSMo,Di und Mi Ruhetag). Das Frühstück (6 €) wird
Umgebung von La Brigue
im Sommer auf der sonnigen Terrasse ser- viert. Ende Nov. bis Febr. geschlossen. Die sieben unlängst renovierten Zimmer kosten je nach Ausstattung 45–50 €. Place Saint- Martin, ¢ 0493046105, § 0493046958.
La Cassolette, im derzeit besten Restau- rant des Ortes wird eine ausgezeichnete ländliche Küche mit piemontesischem Ein- schlag serviert. Menüs zu 19, 22 und 28 €. Nur mittags geöffnet, Mo Ruhetag. 20, ave- nue Général de Gaulle, ¢ 0493046382.
Wanderung 1: Von La Brigue nach Notre-Dame des Fontaines → S. 270
Leichte Rundwanderung in Flussnähe zur Kapelle
Notre-Dame des Fontaines: In einem kleinen abgelegenen Tal, vier Kilometer hin- ter La Brigue, liegt die Wallfahrtskapelle Notre-Dame des Fontaines. Von außen würde wohl niemand in der schlichten einschiffigen Kirche – erstmals 1375 er- wähnt – einen von seinen Ausmaßen wie auch von seiner Ausdruckskraft so über- aus beeindruckenden Freskenzyklus vermuten. Das Kunstwerk ist die mit Abstand kunstgeschichtlich bedeutendste Sehenswürdigkeit der Region, wenn nicht sogar des gesamten Hinterlandes der Côte d’Azur. Der Zyklus ist ein Werk des aus Pie- mont stammenden Künstler-Priesters Giovanni Canavesio, der als Wandermaler in der Grafschaft Nizza hohes Ansehen genoss. Wahrscheinlich arbeitete Canavesio von 1480 bis 1492 – im Chor eventuell von seinem Kollegen Jean Baleison unter- stützt – an den „Fresken“ der Wallfahrtskapelle Notre-Dame des Fontaines. Genau genommen handelt es sich hierbei allerdings nicht um Fresken, sondern um Tem- peramalereien auf getrocknetem Putz. Die Temperatechnik hat den Vorteil, dass die Farben lebendiger wirken, allerdings blättert die Farbe leichter vom Untergrund ab als bei einem auf noch feuchtem Untergrund ausgeführten Fresko. Das fast fenster- lose, saalartig wirkende Kirchenschiff bot ideale Voraussetzungen für ein solches Projekt. Die Szenen entstammen drei verschiedenen Themenkreisen: Während im Chor und an der östlichen Stirnwand das Leben Marias erzählt wird, sind die Sei- tenwände mit der Passionsgeschichte (26 Einzelszenen in zwei Reihen) bemalt; die gesamte Westwand wird vom Jüngsten Gericht eingenommen, die Auferstehung der Toten sowie Himmel und Hölle inklusive. Beeindruckend ist die realistisch wir- kende Illustration mit einigen skurrilen Details: So hängt Judas, von einem dämo- nischen Affen aufgeschlitzt, mit blutigen Eingeweiden an einem Olivenbaum.
Unterhalb der im Quellgebiet der Levense gelegenen Wallfahrtskapelle kann man die Füße nach der Besichtigung in einem ebenso kalten wie klaren Wildbach kühlen.
Von Mai bis Nov. tgl. 10–12.30 und 14–17.30 Uhr. Di und Do nur 14–17.30 Uhr.
Umgebung von La Bri- gue
Wanderung 2: Besteigung des Mont Saccarel → S. 272
Anstrengende, aber aussichtsreiche Tagestour vom Roya-Tal zum Gipfel

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